Veranstaltung zu Moorvernässung – Wertschöpfung und Ökosystemdienstleistung

Am 29. Juni fand digital und in Präsenz die Abschlusstagung des EFRE-Verbundvorhabens „Produktketten aus Niedermoorbiomasse“ in Oldenburg statt. Der Projektträger, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), gab zunächst seine Erfahrungen beim Einrichten von Versuchsflächen weiter. In dem Projekt wurden drei unterschiedlich stark degenerierte Niedermoorflächen wiedervernässt, mit dem Ziel, einen Wasserstand von zehn Zentimetern über Flur zu erreichen. Teilweise legten die Projektverantwortlichen Leitungen in die Fläche, über die Wasser einfloss. Zusätzlich mussten Nachbarflächen, die trockenbleiben mussten, geschützt werden. Dies gestaltete sich ziemlich aufwändig bezüglich Wasserbereitstellung und Regulierung, Energieerzeugung und Genehmigungsverfahren. In Brandenburg ist dies entsprechend einer neuen Einigung zwischen dem Umweltministerium und den Freien Bauern so nicht vorgesehen. Hier ist eine Wiedervernässung der landwirtschaftlich genutzten Moore unter Flur geplant, genauer gesagt ein Pegel von 30 Zentimeter unter der Grasnarbe. Tatsächlich steht in Brandenburg schlicht nicht ausreichend Wasser für höhere Pegelstände zur Verfügung. Damit ist in vielen Fällen eine weitere Bewirtschaftung möglich. 

Weitere Programmpunkte der Tagung befassten sich mit den Ergebnissen zum Anbau von Rohrkolben und Schilf auf Flächen mit einem Wasserstand von bis zu zehn Zentimeter über Flur. Hier war der breitblättrige Rohrkoben dem schmalblättrigen Rohrkoben im Ertrag überlegen und etablierte sich schneller. Beim Anbau von Schilf ist die Pflanzdichte für das Längenwachstum in ersten Jahr nach der Pflanzung entscheidend. Das Beikraut wird durch eine Anhebung des Wasserstandes unmittelbar nach der Pflanzung reguliert, erläuterte Dorren Koltermann vom Julius Kühn-Institut (JKI).  

Durch die Schaffung neuer Lebensräume nahm die Biodiversität auf den Flächen zu. Dies führte Felix Zitzmann von der Leibniz-Universität in Hannover aus. Sowohl die Anzahl und Art der Brutvogelpaare nahm zu, auch neue Arten wie Bartmeise, Rohrschwirl oder Bluthänfling konnten nachgewiesen werden. Im ersten Jahr nach Pflanzung eroberten gefährdete Libellenarten in der Paludikultur neue Lebensräume. Für die dauerhafte Etablierung muss jedoch hoher Strukturreichtum, offene Wasserflächen und starke Besonnung von flachen Wasserständen gegeben sein. Dies erfordert ein Nebeneinander der Belange des Naturschutzes und der Landwirtschaft auch auf den wiedervernässten und landwirtschaftlich genutzten Böden, wie beispielsweise das Anlegen von Libellenfenstern analog zu den Lerchenfenstern, gab Felix Zitzmann zu bedenken.  

Ergebnisse zur Wasserreinigungsfähigkeit von Niedermoor-Paludikulturen beschrieb Prof. Sören Thiele-Bruhn von der Uni Trier. In den Untersuchungen konnte die Arbeitsgruppe eine Filterfunktion bei Pharmazeutika zeigen. Einspareffekte durch Wiedervernässung belegten die Untersuchungen zu den Treibhausgas-Emissionen auf den Versuchsflächen durch Dr. Bärbel Tiemeyer vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig. Ihre Arbeitsgruppe konnte eine Reduktion um bis zu 40 Tonnen CO2 gegenüber extensiv bewirtschaftetem Grünland nachweisen. Im Anschluss stand die Verwendung der Paludikulturen im Vordergrund. Dies reichte von der Entwicklung von Gartenbausubstraten bis hin zu Baustoff- und Dämmmaterialien. Weitere Informationen zu den Projektergebnissen finden sich hier 

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